1.04.2021 I Bereich: Ernährung

Ich bin Teilzeit-Veganer

Vollblut-Veganer werden nun aufschreien und sagen: „Das geht nicht. Entweder ganz oder gar nicht. Tier ist Tier.“ Leider ist es genau diese Einstellung, welche die meisten „normalen“ Menschen, also die Nicht-Veganer, die Fleischfresser, die Ignoranten und die genusssüchtigen Egoisten auf dieser Welt verschreckt. Neutral betrachtet, haben wir auf der einen Seite eine kleine Gruppe Veganer, die zuliebe der Tiere und zur Umwelt verzichten, was ihnen vermutlich auch nicht immer einfach fällt, auf der anderen Seite eine große Gruppe Menschen, die tierische Produkte konsumieren – leider in Massen – und dies auch als völlig normal ansehen. Ein bisschen fühlt sich das wie David gegen Goliath an, nur mit dem Unterschied, dass zeitnah kein Sieg für David und somit für die Tiere in Sicht ist.

  • Die Politik bewegt sich nicht bzw. nur im Superslow-Schneckentempo
  • Die übermächtige Lebensmittelindustrie wird von Profitgier angetrieben
  • Und die breite Masse liebt Fleisch und tierische Produkte

Doch wenn die breite Masse nur halb so viel Fleisch und tierische Produkte konsumieren würde, könnte auch das Tierleid, der CO2– und Methangas-Ausstoß, die Fläche der abgeholzten Wälder, die Plastikverpackungen, die von den Tieren produzierte Gülle und und und halbiert werden. In Anbetracht des sehr zähen Wandels im Bereich des Lebensmittelkonsums und der Tierhaltung, wäre das ein riesiger, gewaltiger und kaum in Worte zu fassender Fortschritt – insbesondere auch für die Umwelt und die Tiere.

Was passiert bei halbiertem Fleischkonsum (Beispiel Schwein)

Nun mag der ein oder andere Veganer sagen: „Ob nun 150.000 Schweine oder 75.000 Schweine pro Tag allein nur in Deutschland geschlachtet werden, spielt keine Rolle, da jedes einzelne geschlachtete Tier zu viel ist.“ Diese Aussage ist keinesfalls zu bestreiten, dennoch hätte es eine gewaltige Auswirkung auf die gesamte Industrie, die Umwelt und die Tiere. Wenn der Konsum von z. B. Schweinefleisch so drastisch innerhalb sehr kurzer Zeit reduziert werden würde, hätte dies Auswirkungen auf den Profit und Gewinn von Landwirten, Schlachthäusern, Fleischproduzenten, Lebensmittelherstellern, Speditionen und Transportunternehmen sowie Supermärkte. Würde diese reduzierte Nachfrage anhalten, wäre das in den ersten Wochen eine große Katastrophe vor allem für tausende von Tieren, welche sehr wahrscheinlich alle inkl. Plastikverpackung auf dem Müll landen würden. Dennoch würde sich nach einigen Monaten das gesamte kranke System der Billigfleisch-Industrie drastisch wandeln:.

  • Landwirtschaftsbetriebe mit Massentierhaltung würden entweder umstellen oder schließen
  • Große Schlachthäuser müssten vermutlich um ihre Existenz fürchten
  • Lebensmittelproduzenten ihren Fokus verändern, ggf. mehr vegane Produkte produzieren
  • Supermärkte ihre Werbung und Kommunikation verändern
  • Pressestellen würden Schlagzeilen schreiben

Dies alles wiederum hätte einen Ketteneffekt für Gesellschaft, Verbraucher, Umwelt und vor allem die Tiere:

  • Weniger Massentierhaltung
  • Weniger, kürzere Tiertransporte
  • Weniger Gülle
  • Weniger Plastikverpackung
  • Weniger CO2-Ausstoß
  • Weniger Krankheiten
  • etc. etc.

Wie können Veganer helfen, mehr Menschen für diese Ernährungsform zu begeistern?

Es wäre sicherlich sinnvoll, von Seiten der Veganer, andere nicht-vegan lebende Menschen zu motivieren, anstelle sie zu verurteilen. Wirklich sichtbar und greifbar ist dieses Phänomen in den sozialen Netzwerken, in welchen regelrecht Hasstiraden und Schimpfkampagnen gegen alle Nicht-Veganer statt finden. Es wird gehetzt, beleidigt und verurteilt. Nicht besonders zuträglich, wenn es darum geht, die Welt zu retten. Und den Tieren bringt eine solche Form der Kommunikation rein gar nichts.

Vegan lebende Menschen sind in der Verantwortung mit ihrem bestehenden Wissen, mit ihrer Kommunikation und mit ihrem Konsumverhalten andere Menschen friedlich und zwanglos dazu zu motivieren, der veganen Ernährungsform eine Chance zu geben. Menschen durch positives Vorleben dazu zu bewegen, es selbst auszutesten. Selbst herauszufinden, dass es tolle pflanzliche Alternativen gibt, ist der einzig richtige und nachhaltige Weg. Und dabei ist ganz wichtig, den Freiraum zu geben, weiterhin Fleisch und tierische Produkte „konsumieren zu dürfen“. Nur eben nicht mehr in diesem Maße und ohne die Billigprodukte aus dem Discounter, denn die sind wirklich tabu. Besser wenig hochwertiges Fleisch aus der Region, als viel Billigfleisch aus dem Supermarkt. Das ist sogar für die eigene Gesundheit förderlich.

Die Gründe, weshalb vegane Ernährung sinnvoll ist, aber nicht den gesamten Speiseplan dominieren muss, schafft Freiraum, vermeidet Zwang und Druck. Wir alle wissen, dass die meisten Menschen unter Druck (oder wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlen) nicht logisch oder sinnvoll agieren, vielmehr emotional und irrational – in diesem Fall, die vegane Ernährungsform völlig ablehnen und sich quasi aus Protest noch mehr dem Konsum tierischer Produkte hingeben.

Warum ist es wichtig, sich mehr vegan zu ernähren?

Eine Ernährungsform, die vegan ausgerichtet ist, schenkt Tieren Freiheit und reduziert den CO2-Ausstoß immens. Warum? Mehr dazu…

Ein Ende für Schwarz-Weiß-Denken

Diesen Aspekt sollten wir alle Bedenken, wenn es um Diskussionen in Bezug auf das zumeist sehr emotionale Thema „Ernährung“ geht. In diesem Sinne, lasst und friedlich und freundlich kommunizieren, vielfältiger konsumieren, mehr Toleranz üben und uns von einer nicht sinnvollen Schwarz-Weiß-Denkerei verabschieden.

Wie sieht der Speiseplan eines Teilzeit-Veganers aus?

Menschen die regulär tierische Produkte konsumieren, essen durchschnittlich 5 bis 7 Tage die Woche Fleisch und konsumieren ebenso fast täglich andere tierische Produkte wie Milch und Eier, auch in verarbeiteter Form. Hierzu zählen auch die kleinen Snacks und Getränke, die Fleisch und andere tierische Produkte enthalten. Also die Schinken-Käse-Breze vom Bäcker, der Cappucchino mit Milch oder die Kekse mit Ei im Teig. Wer wirklich schon einmal getestet hat, eine Woche gänzlich vegan zu essen, weiß, wie viel Produkte nicht mehr konsumiert werden können und worauf verzichtet werden muss, da in so ziemlich allen herkömmlichen Produkten und Lebensmitteln tierische Bestandteile stecken. Und genau das ist schrecklich anstrengend und wirkt sehr abschrenkend auf die meisten Menschen. Das Leben eines durchschnittlichen Menschen, der zur Arbeit geht, Kinder hat, Freunde trifft, Sport macht, ein Hobby hat und auch noch ab und an etwas Zeit für sich haben möchte, hat nicht den Nerv und die Zeit, permanent darauf zu achten, was er isst und ob dieses oder jenes Lebensmittel vegan ist. Aus diesem Grund ist das Leben eines Teilzeit-Veganers viel einfacher und für die meisten auch ohne große Mehraufwand und Verzicht umsetzbar. Der Teilzeit-Veganer legt einmal fest, auf welche tierische Lebensmittel er wann und wie verzichten kann. Zum Beispiel die Milch im Kaffee. Zudem beschließt der Teilzeit-Veganer nur noch zwei Mal pro Woche Fleisch zu essen, auch das kann sehr einfach bestimmen. Des Weiteren greift er anstelle des regulären Joghurts aus Kuhmilch zu einer pflanzlichen Alternative aus Soja oder Hafer. Er entscheidet sich für das vegane Eis, denn hier schmeckt man wirklich keinen Unterschied. Er ersetzt das Wurt- oder Käsebrot am Morgen mit einem veganen Belag oder Brotaufstrich an Wochentagen. Manches Mal verzichtet der Teilzeit-Veganer auch einfach auf etwas mit tierischen Bestandteilen, das er gerne hätte. Der Teilzeit-Veganer kauft Fleisch und Eier regional ein – dadurch, dass er weniger von den Produkten benötigt, kann er sich auch leisten, etwas höhere Preise zu bezahlen. Wenn er Fleischgerichte zubereitet und isst, genießt er das weitaus mehr und schätzt sein Essen. Allgemein lebt der Teilzeit-Veganer bewusster, macht sich wegen des teilweisen Verzichts über Tiere und Umwelt Gedanken. Dennoch herrscht bei allem Bewusstsein kein Druck, kein Zwang und die Freiheit, alles zu dürfen (ausgenommen Billigware aus dem Discounter), doch sich zum Wohle der Umwelt und der Tiere zu verändern, umzudenken und sich auch einzuschränken.


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