Ja, es muss auf jeden Fall bio sein, beim Kauf von Milchprodukten – sofern Tierwohl und Umwelt beim Einkauf eine Rolle spielen. Und das sollte der Fall sein, denn Kühe haben einerseits eine respektvolle, gute und artgerechte Haltung verdient (schließlich ernähren sie uns) und andererseits trägt die „Biohaltung“ der Tiere auch zu einer nachhaltigeren Bewirtschaftung von Äckern, Wiesen sowie Feldern und somit zu mehr Umweltschutz bei. Sehr erfreulich ist, dass die allermeisten Verbraucher laut Umfrage am liebsten Produkte von „glücklichen Tieren“ kaufen möchten. Viele sind auch bereit, mehr Geld für Milchprodukte auszugeben, wenn davon auszugehen ist, dass die Tiere ein besseres Leben führen, der Bauer mehr verdient und die Umwelt so nicht noch mehr zusätzlich belastet werden muss. Doch was genau steht eigentlich hinter den ganzen Siegeln? Unsere Recherchen waren teilweise ernüchternd.
Natürlich stellt sich als Verbraucher die Frage, kann man den Werbeversprechen auf den Produktverpackungen oder den Werbespots der Produkten trauen? Ist tatsächlich bio drin wo bio drauf steht und wie sieht es eigentlich mit den ganzen Biosiegeln aus? Generell lässt sich an dieser Stelle fest halten, wer betrügen will, also Milch aus konventioneller Haltung als bio verkaufen möchte, kann das tun – es gibt immer Wege. Es zeigt sich aber, dass in den allermeisten Fällen, Verbraucher den Werbeversprechen (zumindest hier Deutschland) vertrauen können, was durch verschiedenen Laboruntersuchungen herausgefunden und bestätigt werden konnte. Demnach ein klares „Ja“ zu Biosiegeln. Doch worin liegt eigentlich der Unterschied? Es gibt drei sehr bekannte Biosiegel: das EU-BioSiegel, Demeter und Bioland – diese erklären wir nachfolgend und gehen auf die Unterschiede ein. Als Basis starten wir mit der konventionellen Milchviehhaltung, um anschließend die „Bio-Haltungsformen“ von Kühen zu erklären bzw. welche Kriterien ein Landwirt erfüllen muss, damit er für seine Milch den Preis für Bio-Milch verlangen kann und die Produkte, welche daraus gefertigt werden, mit Bio-Siegel verkauft werden können.
Kein Weidegang, eingeschränkte Bewegungsfreiheit und die Gefahr von Verletzungen – so sehen die Haltungsbedingungen von Milchkühen in konventionellen Betrieben oftmals aus. Im schlimmsten Falle verbringt die Kuh ihr Leben in der Anbindehaltung, die zu starken Einschränkungen des Bewegungs- und Sozialverhaltens führt und sie dazu zwingt, in ihren eigenen Exkrementen zu stehen oder liegen. Hinzu kommen die wenig artgerechte Fütterung mit Kraftfutter sowie der häufige Einsatz von Antibiotika und Hormonen.
Aber sieht es in Biobetrieben besser aus? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben wir die Richtlinien der EU sowie der Verbände Bioland und Demeter betrachtet.
Demeter hat ein mit Heumilchbauern und dem Provieh e.V. ein eigenes Siegel “Zeit zu Zweit” herausgebracht. Es setzt sich für Muttergebundene Kälberaufzucht ein. Mehr Infos hier: Siegel Zeit und Zweit
Die Richtlinien der EU und beider Verbände sehen eine Laufstallhaltung vor, wobei Bioland hinzufügt, dass die Liegeboxen für ein artgerechtes Abliegen und Aufstehen ausgelegt sein müssen. Die Anbindehaltung ist grundsätzlich verboten, allerdings in Ausnahmefällen und in besonders kleinen Betrieben noch möglich.
Alle drei Siegel geben vor, dass einer Kuh 6 qm Stallfläche sowie mindestens 4,5 qm Außenfläche zustehen. Darüber hinaus ist den Tieren so oft wie möglich Weidegang zu gewähren. Falls dies nicht möglich ist, muss ein ständiger Auslauf zur Verfügung gestellt werden.
In fast allen Betrieben werden die Kälber kurz nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt. Die EU-Richtlinie und Demeter haben hier keine anderslautenden Vorschriften, laut Bioland muss das Kalb mindestens einen Tag nach der Geburt bei seiner Mutter bleiben.
In Biobetrieben dürfen ausschließlich ökologisch erzeugte Futtermittel gefüttert werden. Der Einsatz chemisch-synthetisch hergestellter Futterzusätze zur Leistungssteigerung oder Wachstumsoptimierung sowie gentechnisch veränderter Substanzen ist verboten.
Das EU-Biosiegel gibt vor, dass 60 % der Tagesration von Rindern aus Raufutter (also Grünfutter, Heu und Silage) bestehen sollen. Dem schließt sich der Verband Bioland an. Demeter setzt sogar einen Raufutteranteil von 75 % fest.
Alle drei Richtlinien untersagen den Einsatz von herkömmlichen Arzneimitteln, Antibiotika und Hormonen zur Gesundheitsvorsorge. Zur Behandlung kranker Tiere dürfen sie eingesetzt werden, allerdings sind auch hier Naturheilmittel zu bevorzugen.
Um die Tiere vor Verletzungen im engen Stall zu schützen, werden in der konventionellen Haltung Kälber grundsätzlich enthornt. Die EU-Richtlinie und Bioland lehnen dieses routinemäßige Vorgehen ab, lassen aber Ausnahmen zu. Nur Demeter verbietet nicht nur die Enthornung, sondern auch die Haltung enthornter Rinder.
Wer auf Siegel achten möchte, sollte sich auf Demeter konzentrieren. Dieses Siegel geht noch am Ehesten auf das Tierwohl ein. Noch besser, aber schwierig, beim Direkterzeuger in der Region kaufen, bei welchem man sich vor Ort selbst davon überzeugen kann, wie die Tiere gehalten werden. Am wenigsten überzeugt hat das EU Bio Siegel, da dieses den Landwirten zwar Vorschriften bezüglich Haltung und Fütterung macht, viele Punkte jedoch nicht konkret vorschreibt bzw. verbietet und die Formulierungen teilweise auch schwammig sind.
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