10.04.2021 I Bereich: Umwelt, Wildtiere

Über die “Coral Doctors” auf den Malediven und warum Korallen so wichtig sind

Die faszinierenden und wunderschönen Korallen begeistern seit jeher Taucher und Schnorchler. Für die Weltmeere, das gesamte Ökosystem und die unzähligen Meerestiere sind sie unabdingbar. Fälschlicherweise werden Korallen oft der Pflanzengattung zugeorndet, allerdings handelt es sich bei ihnen um Tiere, genauer gesagt um Nesseltiere, die Kolonien bilden und ihren Standort nicht wechseln. Nahrung nehmen sie durch das stetige Filtrieren des Wassers auf, in welchem sich Mikroplankton, Nährstoffe und Spurenelemente befinden. Die meisten dieser außergewöhnlichen Lebewesen, die sich in Nähe zur Wasseroberfläche befinden, gehen aber auch sinnvolle Symbiosen ein, was Ihnen ebenso dazu verhilft, an Nahrung zu gelangen. Die mikroskopischen Zooxanthellen etwa können als Endosymbionten in den Korallen leben und führen ihnen nicht nur Nahrung zu, sondern schenken ihnen auch ihre atemberaubende Farbenpracht. Um zu einem großen Gebilde heranzuwachsen, braucht es oft hunderte von Jahren. Die meisten Korallen finden sich im Tropengürtel in einer Tiefe von 50 bis 6000 Meter; auch gibt es Kaltwasserkorallen, die mit Temperaturen von bis zu 4 °C auskommen und in wesentlich tieferen Meeresregionen zu finden sind.

Warum sind Korallen für das Ökosystem so wichtig?

Korallen sind eigene Ökosysteme. Sie beherbergen schätzungsweise bis zu einer Million Tier- und Pflanzenarten, was sie neben dem tropischen Regenwald zum artenreichsten Ökosystem der Erde macht. Viele andere Meerestiere und Fische schützen sich zwischen den Meeresgebilden vor Fressfeinden oder starken Strömungen. Auch dem Menschen kommen die Korallenriffe zugute, denn sie dienen als natürlicher Küstenschutz und verzögern die Erosion vieler Inseln. Korallenmeere locken tausende von Fischen an, welche wiederum die Lebensgrundlage vieler Menschen darstellen. Die Korallenkolonien dienen der Aufzucht von etwa einem Viertel aller Meeresfischarten. Ohne sie wären die Fische ihren Feinden schutzlos ausgeliefert, was auch dazu führen würde, dass der Fischfang weniger erträglich wird.

Warum sterben seit vielen Jahren mehr und mehr Korallen(riffe)?

Das Absterben dieser Tiere hat verschiedene Gründe. Einer der vorherrschenden ist allerdings der Klimawandel. Die empfindlichen Lebewesen können der Erwärmung des Meeres kaum etwas entgegensetzen. Schon bei einem geringen Anstieg der Meerestemperatur verlassen die Symbionten ihre Korallen und lassen sie als schneeweißes Gebilde zurück. Dieser Zustand wird als Korallenbleiche bezeichnet. Wenn die hohen Temperaturen weiter ansteigen, sterben die Korallenpolypen und übrig bleibt lediglich ihr Skelett.

Aber nicht nur der Klimawandel setzt den Tieren im Ozean zu. Auch die Fischerei schadet den Korallenriffen. In der Hochseefischerei wird vermehrt mit Netzen gearbeitet, deren Gewichte über den Meeresboden walzen/schleifen, wobei uralte Riffe in wenigen Sekunden zerstört werden können. Eine Gefahr stellen auch verlassene Fischernetze dar, da sie sich um eine Koralle wickeln können und sie so ersticken.
Nicht zuletzt muss auch noch der Handel durch Menschen mit den sessilen Tieren erwähnt werden. Korallen werden vor allem zu Schmuck verarbeitet; so lassen sich diese gut vermarkten. Auch geschützte Arten kommen immer wieder in den internationalen Handel. Letztendlich tragen auch Abwasser, Pestizide und andere Chemikalien, die ungefiltert ins Meer gespült werden, zum Sterben der Korallenriffe bei.

Was machen die “Coral Doctors” auf den Malediven?

Seit es auf den Malediven 1998 zu einer Veränderung der Meeresströmung kam, die zu einer Erhitzung des Wassers führte, sterben die Korallenkolonien dort zunehmend ab. Monatelang betrug die Temperatur des Meeres in diesem Teil des Indischen Ozeans 38 °C. Dieser Umschwung rührte daher, dass durch die Änderung der Strömung kaum noch Wellengang herrschte. Sessile Tiere, die nicht vollständig absterben, können sich später wieder erholen, doch die Veränderung der Strömung, genannt El Niño, tritt in immer kürzer werdenden Abständen auf, sodass keine Zeit mehr für eine Regeneration bleibt. Dies betrifft nicht nur die Tiere, sondern auch die Menschen, denn ohne die Riffe könnte die Insel schon bald ein Opfer von Erosion und Stürmen werden.

Deshalb hat Torsten Krußk mit seiner Frau 2015 das Projekt “Coral Doctors” ins Leben gerufen. Das Ziel der Gruppe ist es, die Riffe gesund zu pflegen. Dafür nehmen die Taucher der Coral Doctors von einem gesunden Riff abgefallene Zweige, welche sie sodann an Steinen befestigen und bei den abgestorbenen Exemplaren aussetzen. Dort können die Korallen wieder anwachsen und die Regeneration vorantreiben.
Vor allem seit dem El Niño von 2016 ist die Arbeit der Coral Doctors unabdingbar.

Auch Einheimischen wollen die Coral Doctors die Bedeutung des Korallenschutzes begreiflich machen. Aus diesem Grund veranstalten die Coral Doctors immer wieder Workshops, in welchen die Teilnehmer zu Korallengärtnern ausgebildet werden. Sie werden sowohl in der Theorie, als auch im Umgang mit den Lebewesen unterrichtet. So leisten Coral Doctors einen wichtigen Beitrag zum Fortbestand dieser faszinierenden Tiere.


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