12.08.2018 I Bereich: Wildtiere

Trauernde Tahlequah – eine Walmama nimmt Abschied

Tahlequah ist der Name eines wilden, weiblichen Killerwales, der in der Salish Sea, einem Meeresgebiet zwischen Vancouver Island und dem US-Bundesstaat Washington lebt und Ende Juli ein Kalb auf die Welt brachte, das bereits eine halbe Stunde nach der Geburt starb.

Trotz ihres sehr schwachen Zustandes nach der Geburt, tauchte die Orcamutter mehrmals tief ab, um den toten Körper ihres Babys wieder zu finden und an der Oberfläche zu halten. Ein Zeichen für die große Traurigkeit der Wahlmama. Die Organisation Center for Whale Research (CWR) berichtete von der trauernden Tahlequah, die mit dem toten Babykalb immer wieder an der Oberfläche zu sehen war.

Trauernde Tahlequah trägt ihr totes Babykalb
Trauernde Tahlequah trägt ihr totes Babykalb

 
Einige Stunden später tauchten weitere weibliche Orcas auf. Was folgte, glich einer Art außergewöhnlichen Zeremonie oder einem Ritual bei Sonnenuntergang, was die Forscher in dieser Form auch noch nie zuvor beobachten konnten. Alle Orcas versammelten sich mit der trauernden Tahlequah und ihrem toten Kalb in einem engen Kreis und hielten diese Positionen rund zwei Stunden, so die Beobachter von CWR. Ein außergewöhnliches Bild, wenn man bedenkt, dass sich zu dieser Zeit bereits der Mond im Wasser spiegelte.

Fünf Tage konnten die Forscher von CWR beobachten, wie Tahlequah das Kalb weiterhin bei sich trug. Wie empahtisch, intelligent und mitfühlend diese Tiere sind, zeigt auch die Bereitschaft der anderen weiblichen Orcas, das tote Baby immer wieder abwechselnd zu tragen, um die trauernde Mutter zu entlasten.

Der Verlust ist jedoch nicht nur schlimm für die Mutter, sondern für den kompletten Bestand der faszinierenden Schwertwale in dieser Region. Aktuell gibt es nur noch 75 Stück in diesem Gebiet, die in drei Gruppen leben. Durch die Umweltzerstörung und die schwindenden Nahrungsquellen der Orcas – der Chinook-Lachs – verringert sich die Population dieser wundervollen Tiere immer weiter. 75 Prozent der Neugeborenen in den letzten zwei Jahrzehnten haben nicht überlebt. In den 70er Jahren wurden auch noch zahlreiche Babyorcas von SeaWorld gefangen genommen, was die Entwicklung der Population außerdem beeinträchtigte. Die Forscher von CWR sind sich einig, dass der schrumpfende Bestand der gewaltigen Schwertwale durch den Menschen verursacht wird. Die Flüsse, in denen die Nahrungsquellen der Orcas leben, sind verschmutzt und überfischt. Es liegt nun auch wieder am Menschen, etwas dagegen zu unternehmen.


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