15.01.2020 I Bereich: Haustiere, Wildtiere

Therapietiere sind ein Segen für traumatisierte Kinder

Unabhängig davon, ob sie flauschig oder pelzig sind, Studien zeigen deutlich, dass der Kontakt mit Tieren erhebliche Vorteile für das menschliche Wohlbefinden hat. Marie Carter untersucht, wie diese besondere Form der Therapie schutzbedürftigen Kindern hilft.

Haustiere, insbesondere Hunde und Katzen, können erstaunliche therapeutische Vorteile für Kinder und Jugendliche mit komplexen emotionalen und Verhaltensbedürfnissen haben.

Ben, ein schüchternes Kind, das den Blick eines anderen Menschen, egal ob Kind oder Erwachsener, nicht ertragen konnte, lächelte zum ersten Mal… Der kleine Junge, knapp 10 Jahre alt, hatte in seiner Familie ein so schweres Trauma erlitten, welches seine heranwachsende Persönlichkeit für immer verändert und geprägt hatte. Aber nun änderte sich alles, zum ersten Mal wagte er sich vorsichtig aus seiner „Sicherheitshöhle“, als er die buschige Mähne von Lola, einem fünf Jahre alten Alpaka, streichelte. Seine Augen funkelten, als Lola ihren Kopf zu seinen Armen hob und nach mehr Zuneigung suchte. Ben sah Lola liebevoll an und sagte ihr, sie sei ein “gutes Mädchen”. Wochen später wuchs auch das Vertrauen ist seine Umgebung und die Menschen in seinem leben. Er begann sogar, mit den anderen Kindern und Erwachsenen zu sprechen. Er öffnete sich. Durch den regelmäßigen Kontakt zu Lola konnte er beginnen, seine traumatischen Erlebnisse aufzuarbeiten und einen Weg zu finden, mit ihnen zu leben.

Ben ist ein junger Bewohner des „Calcot Services for Children-Pflegeheims“ (www.csfc.co.uk) in England mit dem Namen „The Lodge“. Die Häuser in Berkshire und Hampshire bieten 52 Wochen im Jahr Betreuung und Unterkunft für hilfebedürftige Kinder mit emotionalen und sozialen Verhaltensstörungen an. Kinder/Jugendliche, die in diesem Haus aufgenommen werden, können zwischen fünf und 18 Jahren alt sein. Alle haben komplexe emotionale Verhaltensauffälligkeiten. Jedes der Häuser verwendet Tiertherapien, um den Kindern zu helfen, emotional zu heilen, selbstbewusster zu werden und mit größerem Vertrauen gegenüber anderen Mitmenschen aufzutreten.

Bens bemerkenswerte Veränderung ist ein Beispiel für die Heilkraft von Tieren. Hunde, Katzen, Alpakas, Schafe etc. haben mit ihrem friedfertigen Wesen und ihrer ausgestrahlten Ruhe sowie Freundlichkeit, die Möglichkeit, junge Menschen zu verändern, die durch ein Trauma gekennzeichnet sind oder durch emotionale/psychische Störungen für sich selbst und andere unerträglich werden. Kinder im Autismus-Spektrum, die es schwierig haben, sich in herausfordernden emotionalen Lebensbereichen zurechtzufinden. Besonders sie empfinden die Haustiertherapie als ausgesprochen nützlich. Das einfache Streicheln eines Tieres kann beruhigend wirken und sogar zur Regulierung des Blutdrucks beitragen.

Die bemerkenswerte emotionale Reise des jungen Ben wurde von den dort ansässigen Alpakas unterstützt, die er pflegte und liebte.

Rachel Redgwell, Geschäftsführerin von Calcot Services for Children, erklärt: „Die Alpakas waren ein hervorragendes Instrument, um die Selbstregulierung und eine Aura der Ruhe zu unterstützen, als Ben sie am dringendsten brauchte. Viele Momente der Trauer, Enttäuschung, Wut und des tiefen Nachdenkens wurden in dem Alpaka-Garten ausgelebt und verarbeitet. Ben verbrachte oft Stunden damit, bei seinen lieben Freunden zu sitzen und zu liegen. Das Zusammenleben mit den Alpakas lehrte Ben, dass es alternative Wege gibt, mit großen Gefühlen umzugehen. Die Bindung zwischen Ben und den Alpakas war klar zu erkennen, es war schwer für Ben das Ende des Zusammenlebens mit den Alpakas zu verarbeiten.“

Kinder mit Autismus, die Hunde als Haustiere haben, können häufig auch starke soziale Bindungen mit den Tieren eingehen, was bei der Kontaktaufnahme mit Gleichaltrigen und Erwachsenen hilfreich sein kann.

Die Wohltätigkeitsorganisation „Parent and Child Together North East“ (www.pactne.co.uk), ein unterstütztes Wohnprojekt für schutzbedürftige Familien in einer halb-ländlichen Gegend am Rande von Darlington, County Durham, setzt Tiere auch auf therapeutische Weise ein. Die Familien, die dort leben, sind aus einer Vielzahl von Gründen hilfebedürftig, darunter gibt es auch zahlreiche schwierige häusliche Verhältnisse. Die Wohltätigkeitsorganisation bietet komfortable Familienunterkünfte an und unterstützt Elterntraining, Beratung und Anleitung sowie Freizeit- und Berufsaktivitäten. Sie wohnen in gut ausgestatteten Holzhütten und genießen viel Platz und frische Luft sowie die Gesellschaft von Ziegen, Alpakas, Hühnern und einem Hund.

Mick Sutcliffe, Betriebsleiter des Projekts, sagt, dass alle Familien die Gesellschaft der verschiedenen Tiere genießen, aber es ist der Hund (ein ziemlich üppiger Schnauzer namens Schubert), der die meisten therapeutischen Auswirkungen auf die Familien hat. “Jeder kennt ihn, spielt mit ihm, spricht mit ihm … und füttert ihn”, sagt er.

Die Tiere bringen den Familien und Kinden soviel bedingungsloste Liebe entgegengen, was sich überaus positiv auf die Entwicklung Ihrer Genesung auswirkt.


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