23.04.2020 I Bereich: Wildtiere

Schnecken in einem neuen Licht sehen

Die Schnecke (Gastropoda, griechisch für Bauchfüßer) ist eine Tierklasse aus dem Stamm der Weichtiere. Sie können 0,5 mm klein, wie die Schneckenart Ammonicera rota, aber auch bis zu 90 cm groß, wie die Große Rüsselschnecke, werden.

Große Schneckenvielfalt

Es ist immer noch umstritten, wie viele verschiedene Arten es gibt. Aufgrund bislang fehlendem einheitlichen Bestimmungsverfahren, kann die Artenvielfalt insgesamt nur geschätzt werden. Die Schätzungen schwanken zwischen 43.000 bis 240.000 unterschiedlichen Arten. Man vermutet allein 25.000 Arten der landlebenden Schnecke. In Deutschland leben ungefähr 260 Arten Landlungenschnecken. Es gibt aber auch Süß- und Salzwasserschnecken, die am und im Wasser leben.

Was Schnecken fressen

Die Schnecke ist hauptsächlich ein Pflanzen- oder Aasfresser, meistens jedoch ein Allesfresser. Es gibt auch Raubschnecken, die sogar Jagd auf Beute machen. Dabei besitzt die Schnecke ein in der Tierwelt einzigartiges Hilfsmittel zur Nahrungsaufnahme: Die Radula – eine mit kleinen Zähnchen besetzte Raspelzunge. Mit der Radula raspelt sie die Schalen anderer Weichtiere an, um daraus lebenswichtigen Kalk zu gewinnen. Der Kalk wird benötigt, damit das typische Schneckenhaus gebildet werden kann. Zum Großteil mit der Nahrung aufgenommen, kann Kalk aber auch durch den Sohlenschleim aus dem Boden gelöst werden.

Die Schnecke als Schädling

Gerade Gärtnern ist die Schnecke ein Dorn im Auge. Die vorwiegend nachtaktiven Tiere fühlen sich in unseren Gärten sehr wohl. Dabei gilt vor allem die Spanische Wegschnecke als besonders schlimmer Schädling. In einigen Teilen Deutschlands verdrängt sie heimische Schneckenarten und fällt bevorzugt über Gemüsegärten her. Leider haben andere Schnecken dadurch einen ziemlich schlechten Ruf. Die meisten heimischen Arten bevorzugen nämlich bereits faulendes Grünzeug und sind unersetzlich beim Abbau organischer Substanzen.

Schnecken und die Natur

Doch nicht nur für die Kompostierung sind Schnecken hilfreiche kleine Arbeiter. Das Haus verstorbener Schnecken wird gerne von anderen Tierarten recycelt. Einsiedlerkrebse, Wildbienen oder bestimmte Springspinnen nisten sich in den verlassenen Gehäusen ein. Die Schneckenhäuser dienen ihnen als eigene Behausung, in der sie zum Teil sogar überwintern.

Die Schnecke und ihre Eier dienen außerdem einer Reihe von anderen Tierarten als Nahrungsquelle. Der Tigerschnegel greift sogar die Spanische Wegschnecke an und vertilgt diesen Schädling.

Viele Singvögel sind auf Schnecken als Nahrung angewiesen. Vor allem der Kalk im Schneckengehäuse wird zur Produktion der eigenen Eierschale oder zum Wachstum der Knochen bei Jungvögeln benötigt. Die Larven von Leuchtkäfern ernähren sich sogar ausschließlich von Schnecken. Aber auch Wachteln, Laufenten, Igel, Blindschleichen, Molche und Kröten haben nichts gegen einen Schneckensnack einzuwenden.

Schnecken und der Mensch

Seit der Antike werden vorwiegend Weinbergschnecken als Delikatesse angesehen. Vornehmlich in Frankreich, Spanien, Italien und Portugal werden sie in der dortigen Küche geschätzt. Die Weinbergschnecke ist mittlerweile vom Washingtoner Artenschutzübereinkommen geschützt und darf nur noch in Schneckenfarmen gezüchtet werden. Nur solche Tiere dürfen verkauft und verzehrt werden.

Vorteile der Schnecke

Grundsätzlich hat alles in der Natur einen Nutzen – so auch die kleinen Kriechtiere. Besonders wenn es darum geht den Zustand eines Lebensraums zu beurteilen, können sie hilfreiche Hinweise liefern. Das Vorkommen bestimmter Schneckenpopulationen zeigt den Naturforschern, dass der Lebensraum in einem sehr guten Zustand ist. Schnecken reagieren nämlich sehr empfindlich auf negative Veränderungen in ihrer Umgebung. Ist die Population jedoch erst einmal erloschen, kann sie leider nicht wiederhergestellt werden. Dafür sind Schnecken zu sehr in ihrer Mobilität eingeschränkt, als dass sich der Bestand schnell genug wieder erholen könnte.
Die Empfindlichkeit auf Veränderungen hat man sich auch in einem russischen Klärwerk zu Nutze gemacht. Man hat herausgefunden, dass die Riesenschnecken vom Typ Achatina – wie der Mensch Lungenatmer – besonders sensibel auf Luftverpestung reagieren. Je verschmutzter die Luft, desto schneller schlägt das Herz der Tiere. Deshalb setzte man die Tiere zur Überwachung der Luftqualität ein, da sie schon feinste Verschmutzungen wahrnehmen konnten.

Wir und die Schnecken

Schnecken sind ein wichtiger Bestandteil unseres Ökosystems. Sie sind wichtig für den Abbau von Holz, Pflanzen, Blättern und sonstigen ökologischen Resten. Wenn wir uns auf Schnecken einlassen, können wir wichtige Erkenntnisse über ihren und unseren Lebensraum gewinnen. Langsam aber sicher sollten wir also unseren Umgang mit diesen faszinierenden Lebewesen überdenken.


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