28.03.2020 I Bereich: Bauernhoftiere, Ernährung

Wir möchten zusammen bleiben. Was Milchkonsum tatsächlich bedeutet.

Die meisten Menschen gehen davon aus, dass eine Kuh Milch gibt. Punkt. Schon als kleines Kind, wurde uns von unseren Eltern erzälht, dass die Milch von Kühen kommt. Daher ist es doch ganz selbstverständlich, dass sich in unser aller Bewusstsein nichts anderes eingeprägt hat. Doch eine Kuh gibt nicht einfach so Milch. Wie auch menschliche Mütter geben sie nur dann Milch, wenn sie schwanger sind und gebären. Nachdem das Kalb auf die Welt kommt, bleibt es so lange bei der Mutter, bis der Landwirt sicher weiß, dass das Kalb gesund und fit ist. Es kann die erste Muttermilch trinken, was – genauso wie beim Menschen – sehr wichtige Bestandteile enthält. Das war es aber dann auch schon mit der trauten Zweisamkeit zwischen Mutterkuh und Kalb. Das Kalb wird nach ein paar Stunden, spätestens nach einem Tag nach der Geburt von seiner Mutter separiert, damit der Landwirt sogleich mit der eigentlichen Milchproduktion für uns Menschen beginnen kann. Salopp formuliert: wir Menschen trinken den kleinen Kälbern die Milch weg und sorgen für einen Trennungsschmerz zwischen Kalb und Mutterkuh. Und das in großem Stil.

Zahlen, Daten, Fakten

Nachdem allein in Deutschland jeder Bürger im Durchschnitt pro Jahr rund 50 Liter Milch trinkt, ca. 25 Kilogramm Joghurt und andere Milchprodukte, 20 Kilogramm Käse und 6 Kilo Butter isst (gesamt rund 101 Kilogramm), wird der immense Bedarf an Milchkühen klar. Allein in Deutschland gibt es 4,1 Millionen Tiere, die nur der Milchproduktion für die Menschen dienen. Eine einzige Hochleistungskuh erzeugt rund 8.000 Liter Milch pro Jahr. Und der Gesamtverbrauch in Deutschland liegt bei 7,3 Millionen Tonnen. Weltweit sind es 843 Millionen Tonnen Milch. Das sind unglaubliche, kaum fassbare Zahlen.

Sehr bedauerlich ist auch, dass aus verschiedensten Gründen, Abertausende Liter Milch jedes Jahr im Abfluss landen.

Wie kann die Kuh Milch geben?

Damit eine Hochleistungskuh 8.000 Liter Milch geben kann, wurde im Laufe der Jahre ein hoch komplexes System entwickelt.

Die Milchproduktion beinhaltet das umfassende Zusammenspiel einer Reihe verschiedener Hormone, die während der Schwangerschaft ins Spiel kommen. Typischerweise werden während der zweiten und dritten Schwangerschaftsperiode verschiedene Hormone wie Progesteron und Östrogen produziert, die das Wachstum und die Entwicklung des Milchgangsystems im Euter stimulieren. Oxytocin ist ein weiteres wichtiges Hormon, das die Sekretion der Milch ermöglicht. Der Prolaktinspiegel (ein Protein) wird stimuliert, wenn das Euter vom Kalb gesäugt oder von der Melkmaschine gemolken wird. Dies muss geschehen, damit die Milchproduktion fortgesetzt werden kann.

Die Kühe werden normalerweise etwa zwei Monate vor dem nächsten erwarteten Abkalben „trocken gestellt“, also das Melken gestoppt, damit sich das Euter ausruhen und für die folgende Laktation zurücksetzen kann. Die Trächtigkeitsdauer einer Kuh beträgt etwas mehr als neun Monate.

Milchkühe werden selektiv gezüchtet, um viel Milch zu produzieren, und dies ist weit mehr, als ein Kalb normalerweise trinken könnte (Ein Kalb trinkt rund 8 Liter pro Tag). Das Milchvolumen einer Kuh hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z. B. Ernährungsniveau, Rasse, Genetik und Alter. Damit sie nach dem Kalben weiterhin Milch produzieren kann, muss sie jeden Tag gemolken werden.

Wir Menschen haben offenstichlich vergessen, dass Kühe Lebewesen sind, keine Maschinen…

Eine Milchkuh ist ihr ganzes Leben entweder schwanger oder bringt ein Kalb zur Welt und nebenbei produziert sie für uns Menschen Unmengen an Milch. Pro Tag bis zu 50 Liter, eine enorme Belastung für die Kuh; vergleichbar mit 1,5 Marathonläufen bei einem Menschen pro Tag!!

Ein lebenslanger Kreislauf: Die Kühe werden künstlich besamt. Sie sind neun Monate schwanger, bis zum 7. Schwangerschaftsmonat werden sie gemolken, dann bekommen sie ihre Kälber und nach sechs bis acht Wochen nach der Geburt werden sie erneut besamt und das Spiel geht wieder von vorne los.

Nebenbei bemerkt: Milchkühe sehen fast nie blauen Himmel oder können an die frische Luft. Sie stehen rund um die Uhr im Stall, fressen, produzieren Milch und werden gemolken. In den meisten Fällen von Maschinen. Dabei sind Kühe sehr intelligente, soziale und neugierige Lebewesen, die Freundschaften entwickeln und Trennungsschmerz von ihren Kälbern empfinden.

Es gibt auch gute Nachrichten

In den Jahren 2018 und 2019 ist der Milchkonsum um je ca. 3 % gesunken. Das liegt daran, dass es zwischenzeitlich tolle vegane Alternativen gibt, die mittlerweile auch von zahlreichen skeptischen Menschen probiert und angenommen werden. Hafermilch steht als Alternative zur Milch ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Joghurtalternativen aus Soya oder Kokos erfreuen sich ebenso immer größerer Beliebtheit. Es ist anzunehmen, dass sich dieser Trend auch weiter fortsetzt.

Und jeder kann dazu beitragen, die wunderschönen Kühe zu entlasten. Wenn jeder nur halb so viel Milchprodukte konsumieren würde… Jeder kann sich selbst ausrechnen, welche Entlastung dies für die Kühe bedeuten würde; und auch der Tierbestand würde stark zurück gehen.

Die veganen Alternativen sind sehr lecker, probiert es aus 🙂 Und wenn Milchprodukte, dann bitte nur Bio und zu einem fairen Milchpreis. Demeter bietet z. B. gute Produkte an.

Ebenso arbeiten “Bio-Landwirte” an einer Möglichkeit, Milch zu produzieren und die Kälber nicht unmittelbar nach der Geburt von ihren Müttern trennen zu müssen. Es wird sicher noch eine Weile dauern, bis ein solches System auch in der Masse durchgesetzt werden kann. Voraussetzung dafür ist natürlich auch, die Bereitschaft der Menschen, einen höheren Milchpreis zu zahlen.


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