27.12.2021 I Bereich: Umwelt

Das meiste Plastik im Meer stammt von Lebensmittel to-go

Plastikflaschen, Zahnpastatuben, Strohhalme und Plastiktüten – wer im Urlaub schon einmal abseits der Touristenhotspots am Strand war, war sicher erschrocken darüber, wie viel Plastikmüll sich an der Küste angesammelt hat. Und auch die Bilder von Menschen im Tierschutz, die Tiere aus der Umklammerung von Plastikringen und -tüten befreien, finden sich zuhauf im Netz.
In zwei Untersuchungen fanden Wissenschaftler heraus, dass die Verpackungen der beliebten To-Go-Lebensmittel einen signifikanten Anteil des Plastikmülls in unseren Weltmeeren hat – auch dann, wenn die Lebensmittel im Landesinneren verzehrt werden.

Wie kommt Plastikmüll in unsere Meere?

Wer im Landesinneren wohnt, fragt sich jetzt vermutlich: „Wie kommt das Plastik ins Meer, wenn es hunderte Kilometer von mir entfernt ist?“ Schuld daran sind die Flüsse: Wenn Plastik in die Natur gelangt, kann es durch den Wind in den nächstgelegenen Fluss oder Bach gelangen. Von dort aus fließt es dann ins Meer.
Laut den Untersuchungen von Wissenschaftlern an der European University of the Seas und der University of Cádiz sind kleine Flüsse und Bäche – entgegen der Erwartung – schlimmer von Plastik belastet als große. Eine Ursache für diesen Widerspruch könnte sein, dass Plastik in großen Flüssen durch Dämme im Fluss verbliebe, wodurch weniger in die Meere gespült werde, so die Wissenschaftler.

Lebensmittel To-Go und Plastikmüll

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (kurz: BMU) gibt an, dass in Deutschland pro Stunde 140.000 Einweg-Becher im Zusammenhang mit To-Go-Getränken verbraucht werden. Diese Becher landen leider nicht alle in der Müllentsorgung – sei es durch unsaubere Entsorgung der Verbraucher selbst oder durch Tiere, die den Müll auf der Suche nach Fressbarem wieder aus den Mülleimern herausfischen.
Aber auch Essen To-Go ist ein Problem. Häufig wird es in Plastiktüten gereicht, weil das leichter zu transportieren ist – inklusive Plastikgabel. Auch das landet nicht immer in der Müllentsorgung, aus oben genannten Gründen. Gerade die Plastiktüten sind ein Problem, weil viele Meerestiere sie für Quallen halten. Häufig sieht man im Netz Bilder von Schildkröten, die sich komplett in einer Plastiktüte verheddert haben, weil sie sie für etwas Fressbares gehalten haben.

Verbot von Plastikstrohhalmen für mehr Umweltschutz

Im Juli 2021 hat die EU den Verkauf von Einwegstrohhalmen verboten. Das ist ein wichtiger erster Schritt im Umweltschutz, dem hoffentlich weitere folgen – auch auf internationaler Ebene. Da die Politik sich mit Bestimmungen zu Plastik bei Lebensmitteln To-Go nach wie vor recht zurückhaltend zeigt, liegt es zum Teil auch an den Verbraucher:innen, Maßnahmen zu ergreifen.

Plastikmüll und Umweltschutz – Wie jede:r zum Tierschutz beitragen kann

Wichtig zu verstehen ist, dass jede einzelne Person und Entscheidung Gewicht hat. Es fühlt sich oft nicht so an, aber: Wenn eine Person anfängt, sich mehr für Umweltschutz – und in der Folge auch für Tierschutz – einzusetzen, und damit andere Menschen inspiriert, schlägt das sanfte Wellen, die allmählich ganz viele Bereiche erreichen. Außerdem sind es manchmal schon die kleinen Dinge, die zum Umwelt- und Tierschutz beitragen:

Thermobecher statt Einwegbecher

Zu Zeiten von Corona ist es schwieriger geworden, sich Kaffee in den selbst mitgebrachten Thermobecher gießen zu lassen. Was stattdessen eine Möglichkeit ist: Den Kaffee schon zuhause in den Thermobecher gießen, statt auf dem Weg zur Arbeit schnell zum nächsten Café zu gehen. Das spart Einwegbecher – und Geld.

Reisegabel statt Einweggabel

In dieselbe Richtung geht die Idee, Reisebesteck mitzunehmen. Es braucht nicht viel Platz – und wenn man sich doch unterwegs etwas zu Essen kauft, braucht man zumindest kein Wegwerfbesteck mitnehmen.

Müll wieder mitnehmen

Statt Müll einfach fallen zu lassen, kann man ihn einfach mitnehmen und später im Mülleimer entsorgen. Eine leere Verpackung braucht in der Regel ohnehin weniger Platz als eine volle und kann oft einfach in der Jacken- oder Hosentasche verstaut werden. Das sorgt dafür, dass weniger Plastik herumliegt – und wiederum weniger Plastik, das in Flüsse gelangt.

Auf Plastiktüten verzichten

Gerade, wenn man sowieso nur ein Gericht kauft und plant, es sofort zu verspeißen, braucht es die Plastiktüte zum Transport eigentlich nicht. Viele To-Go-Plätze reagieren im ersten Moment irritiert, wenn man darum bittet, keine Plastiktüte zu bekommen – je häufiger das vorkommt, desto normaler wird es für die Verkäufer:innen.

Extra-Idee: Beteiligung am Umweltschutz

Wer sich im Umweltschutz einbringen will, kann auch an Aufräumaktionen teilnehmen oder selbst welche starten. In einer Gruppe macht das Einsammeln von Müll sogar irgendwie Spaß! Das Aufräumen und sachgerechte Entsorgen hilft zwar nicht bei der Müllproduktion an sich, trägt aber wesentlich zum Tierschutz bei.

Rund 70 % der Oberfläche unseres Planeten sind von Gewässern bedeckt. Doch in jedem Quadratkilometer der Weltmeere schwimmen heute mehrere Hunderttausend Teile Plastikmüll. Die Folgen sind unglaublich fatal: Seevögel verenden qualvoll, in ihren Mägen werden Handyteile gefunden. Schildkröten verspeisen Plastiktüten, weil sie diese für Quallen halten. Fische verwechseln winzige Mikroplastikteilchen mit Plankton. Über die Nahrungskette nehmen auch wir Menschen unseren Plastikmüll wieder auf, der zuvor illegal im Meer verklappt wurde.

Die Auswirkungen auf die Anrainerlandschaft

Die Strände von unbewohnten Inseln versinken inzwischen im Plastikmüll, diejenigen in bewohnten Gegenden werden unglaublich aufwendig davon gereinigt. Auch deutsche Strände und Gewässer sind stark betroffen: In der Nordsee gefährden Plastikabfälle permanent die Fische, die Meeressäuger und die Vögel. Es gibt im Meer noch mehr Müll, doch drei Viertel davon sind Plastik. Schätzungen gehen von diesen Zahlen aus:

Jedes Jahr gelangen zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Meere.

Am Plastikmüll versterben alljährlich mehrere Zehntausend Tiere.

Plastik zersetzt sich je nach seinen Ausgangsstoffen in Zeiträumen zwischen mehreren Hundert bis mehreren Tausend Jahren.
Besonders gefährlich, weil durch die Meerestiere am häufigsten verschluckt, ist das Mikroplastik mit Teilchengrößen unter 5,0 mm. Es setzt sich auch an den Stränden ab, wo wir barfuß spazieren. Zu diesem Mikroplastik zerfällt im Laufe der Zeit fast jedes größere Plastikteil.

Die Auswirkungen von Mikroplastik auf den menschlichen Organismus sind bislang relativ wenig erforscht, doch sie können nicht gut sein. Immerhin enthält Plastik vielfach Zusatzstoffe wie Flammschutzmittel und Weichmacher, die in Produkten verboten sind, die beim Gebrauch unmittelbar auf den Organismus einwirken können, so etwa Kinderspielzeug. Als Plastikmüll können diese Stoffe nun unsere Nahrungskette kontaminieren. Wir vergiften uns möglicherweise mit unserem Plastikmüll.

Wie gelangt Mikroplastik ins Meer?

Einerseits wird Plastikmüll von kriminellen Unternehmen illegal im Meer verklappt. Dieser Müll enthält viele größere Plastikteile, die allmählich zu Mikroplastik zerfallen. Einen anderen Weg nimmt das Mikroplastik aber ganz regulär: Es ist oft in Kosmetikprodukten zu Zwecken des Peelings enthalten und gelangt ganz normal ins Abwasser, das schließlich über die Flüsse im Meer landet. Ein Teil des Mikroplastiks entsteht durch Abrieb von Teilen aus Kunststoff, so beim Reifenabrieb und beim Waschen von synthetischen Textilien. Ein sehr oft gebrauchtes Material ist bekanntlich Polyester. Auch dieses Waschwasser gelangt irgendwann ins Meer. Der Abrieb der Autoreifen wird vom Regen in die Kanalisation gewaschen und dann weiter ins Meer getragen. Forscher vermuten, dass dieser Abrieb in westlichen Ländern den größten Eintrag von Mikroplastik in unsere Umwelt verursacht.

Was können wir tun?

Wir müssen den Gebrauch von Plastik weitestgehend vermeiden und Plastikmüll regelkonform im gelben Sack entsorgen. Plastiktüten sollten wir gar nicht mehr oder nur sehr lange verwenden. Auch PET-Flaschen, Feuerzeuge, Einmalrasierer und Zigarettenkippen bestehen aus Plastik. Wir können Plastik vermeiden, um unsere Umwelt, die Tiere und uns selbst zu schützen.


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